DIN 18534: Normgerechte Abdichtung für bodengleiche Duschen

2022-11-15 16:54:41 By : Ms. Jennifer Xie

Dauerhafte Dichtigkeit, Normkonformität (DIN 18534), Planungs- und Ausführungssicherheit bei bodengleichen Duschen

Selbstklebendes Abdichtungs-System mit praxistauglichen Zubehör- und Formteilen als Systembestandteil

Jürgen Pietsch, Ltg. Anwendungstechnik/Entwicklung, Blanke Systems | jo

Im Folgenden soll es nicht um die behindertengerechte Barrierefreiheit im Sinne der „DIN 18040–2 Bad, WC“ gehen, sondern um Badezimmer mit bodengleichen und damit weitgehend hindernisfreien Duschen. Nach der Festlegung der Positionen für die unterschiedlichen Badelemente Waschtisch, WC, Dusche, Badewanne etc. geht es im nächsten Schritt um die Frage des Untergrundes. Selbst nach der umfassenden Überarbeitung der bisherigen Abdichtungsnorm DIN 18195 sind viele Praktiker immer noch davon überzeugt, dass Nassbereiche auch ohne zusätzliche Abdichtung dauerhaft schadensfrei und funktionsfähig bleiben.

Schauen wir uns die Feuchtigkeitsbelastung einer Dusche genauer an. Im Jahresmittel fielen in Deutschland 2017 rund 850 l Niederschlag pro Quadratmeter. Eine 1 qm große Dusche wird bei einer dreiköpfigen Familie, die einmal pro Tag durchschnittlich 5 min lang duscht, pro Jahr mit 82 125 l Wasser belastet. Bei einer fast 100-fachen Menge an Wasser, die auf den Duschboden prasselt, ist eine zusätzliche wasserdichte Abdichtung unterhalb des keramischen Belages mehr als sinnvoll.

Für eine normgerechte Abdichtung in Innenräumen gilt seit Mitte 2017 die DIN 18534. Sie hat die bisherigen Beanspruchungsklassen 0 – C abgelöst und dafür die Wassereinwirkungsklassen W0-I bis W3-I eingeführt. Sie definieren geringe, mäßige, hohe und sehr hohe Wassereinwirkungen, unabhängig vom privaten oder öffentlichen Umfeld. Diese Unterscheidung gibt es nicht mehr. Zudem sind in Abhängigkeit von der Wassereinwirkungsklasse die Materialien für die Untergründe geregelt: für W0-I sowie W1-I können auch feuchtigkeitsempfindliche Baustoffe wie Gips und Gipskalkputze, Gips-Trockenmörtel, Gips-Wandbauplatten, Gipsfaserplatten, Gipsplatten, Holz und Holzwerkstoffe sowie Calciumsulfatestriche eingesetzt werden.

Für W2-I und W3-I dürfen nur feuchteunempfindliche Baustoffe wie Beton, Kalkzementputz, zementgebundene mineralische Bauplatten, Zementestrich oder Porenbeton zum Einsatz kommen. Badezimmerböden werden gemäß den neuen Wassereinwirkungsklassen immer mindestens der Klasse W1-l, je nach Ausführung aber auch teilweise oder komplett der Klasse W2-l (siehe Grafik), zugeordnet. Insbesondere bei Badezimmern mit bodengleichen Duschen ohne Abtrennung ist deshalb nicht nur auf die notwendige Abdichtung, sondern auch auf das richtige Material im Untergrund zu achten. Auch etwaige zukünftige Nutzungsänderungen – z. B. beim Umbau einer Badewanne zu einer (bodengleichen) Dusche oder einer Duschtasse – sind bei der Planung zu berücksichtigen.

Im Sinne einer dauerhaft funktionsfähigen Abdichtung von Räumen mit geringer bis sehr hoher Wassereinwirkung sieht die DIN 18534 auch den Schutz angrenzender Räume oder Bereiche vor. Deshalb ist durch Schwallkanten oder ausreichendes Gegengefälle mit mindestens 10 mm Niveau-Unterschied ein Wasserübertritt auf angrenzende, nicht abgedichtete Bereiche zu verhindern.

Ablaufplanung um die Ecke gedacht

Mit der neuen Norm werden erstmals auch die bahnenförmigen Abdichtungen geregelt (Teil 5, AIV-B, Abdichtung im Verbund – Bahnen), die somit keine Sonderkonstruktion mehr darstellen. Bahnenabdichtungen können damit als genormt in den Bereichen W0-I, W1-I und W2-I eingesetzt werden.

Nicht nur für die Bahnen selbst, sondern auch für deren Verarbeitung macht die DIN 18534-Teil 5 klare Vorgaben. So ist vorgeschrieben, dass sich die Bahnen im Stoßbereich mindestens 50 mm überlappen müssen. Auch ist die Hinterläufigkeit der Bahnen auszuschließen. Hierfür besteht das größte Risiko im Saumbereich der Bahnen. Nicht selten sind im Markt übliche Abdichtungsbahnen vlieskaschiert. Das Vlies dient zur vollflächigen kraftschlüssigen Aufnahme des Klebers bei der Fliesenverlegung. Jedoch kann es im Überlappungsbereich zu Feuchteschäden kommen, wenn Kapillarfeuchte über das Vlies unter die Abdichtung dringt. Vorbeugend empfehlen sich deshalb Abdichtungs-Systeme mit vliesfreiem und damit auch kapillarbrechendem Überlappungsbereich, wie z. B. das selbstklebende Abdichtungs-System „Blanke Disk“ von Blanke.

Werden nur Bodenflächen abgedichtet, ist – auch zum Schutz gegen Hinterläufigkeit – die Abdichtung an aufsteigenden Bauteilen mindestens 50 mm über Oberkante Fertigfußboden (OKFF) auszuführen. Im Bereich der Türen ist die Abdichtung hinter den Türzargen hochzuführen.

Hinter bzw. unter Bade- oder Duschwannen muss die Abdichtung fortgeführt werden. Kommen Wannendichtbänder zum Einsatz, kann darauf verzichtet werden. Jedoch stellen Dichtstoffe am Wannenrand, wie z.B. eine Silikonfuge, keine Abdichtung im Sinne der Norm dar und ersetzen auch nicht das Wannendichtband, welches im Idealfall Systembestandteil der Abdichtung ist.

Besonderes Augenmerk ist auf die Entwässerung zu legen. Sie muss nicht nur technisch einwandfrei und dauerhaft funktionieren, sondern auch sicher in die Abdichtung einzubinden sein. Dabei müssen Bodenabläufe oder Rinnen so entwässern, dass sich kein Wasser auf der Dichtebene anstauen kann. Hier ist eine zweite Entwässerungsebene erforderlich.

Empfehlenswert sind Punkt- oder Linienentwässerungen mit vom Hersteller werkseitig aufgebrachtem, materialhomogenem Abdichtungsflansch. Zusätzlich sollte man darauf achten, dass der Flansch ausreichend groß dimensioniert ist. Gerade beim Einbau einer Linienentwässerung in unmittelbarer Wandnähe ist bei einem zu gering dimensionierten Abdichtungsflansch der Rinnenkörper nur schwer an die vorhandene Abdichtung anzuschließen. Im Idealfall sind die Entwässerungen Bestandteil des Abdichtungs-Systems.

Normgerecht hat sich die Anordnung eines Gefälles zur konstruktiven Unterstützung der Wasserableitung bewährt. Mit Blick auf die Abdichtung ist hier daran zu denken, dass durch das in das vorhandene Bodenniveau eingeschnittene Gefälle anspruchsvolle Eckgeometrien entstehen. Gute Abdichtungs-Systeme können diese Details zuverlässig und sicher durch spezielle Formteile lösen. Diese werden passgenau in die Ecke geklebt und dichten ohne Zerschnitt oder mehrfache Überlappungen der Bahn dauerhaft ab.

Viele marktgängige Abdichtungs-Systeme werden mit einem Fliesenkleber auf dem grundierten Untergrund verklebt. Aufgrund der hieraus resultierenden Trocknungsphase entstehen lästige und die Fertigstellung verzögernde Wartezeiten. Abhilfe schaffen hier selbstklebende Abdichtungs-Systeme, auf denen unmittelbar nach dem Aufbringen mit der Fliesenverlegung begonnen werden kann.

Ist eine Duschabtrennung mit Glaswänden vorgesehen, muss dies auch in der Planungsphase schon berücksichtigt werden. Denn ein nachträgliches Anbohren und Verschrauben von Halteprofilen für die Glastrennwand beschädigt die darunterliegende Abdichtung und erzeugt als „Durchdringung“ eine zusätzliche potenzielle Schadensquelle.

Deshalb sind bei einer zuvor eingebauten Abdichtung solche Profile zu verwenden, die perforationsfrei in den Fliesenbelag zu integrieren sind. Mittlerweile gibt es auch hier leistungsfähige Profile, die selbst Glastrennwände im Format 2 m x 2,1 m und einer Glasstärke von 8 mm gefahrlos und ohne zusätzliche Verstrebung sicher fixieren. Die Aqua-Serie von Blanke hat ein solches Szenario – vom TÜV geprüft – bestanden.

Moderne Badezimmer mit bodengleichen Duschen lassen sich heute dank zahlreicher Zubehörsysteme problemlos sowohl im Neu- als auch im Altbau umsetzen. Vorbedingungen sind neben der regelmäßigen Kontrolle der ausgeführten (Abdichtungs-)Arbeiten und dem sinnvollen Einsatz von Systemzubehör auch die aufeinander abgestimmte Planung aller Beteiligten.

Frederik Walter, Objektberater, Blanke & Co.: „Mit der neuen Abdichtungsnorm DIN 1853x als Grundlage ist die Industrie in der Lage, normgerechte Lösungen für eine dauerhaft sichere Abdichtung zu entwickeln sowie durch Schulungen und objektbezogene Informationen Planer und Ausführende praxisgerecht zu unterstützen.“

Normgerecht hat sich die Anordnung eines Gefälles zur konstruktiven Unterstützung der Wasserableitung bewährt. Mit Blick auf die Abdichtung ist daran zu denken, dass durch das in das vorhandene Bodenniveau eingeschnittene Gefälle anspruchsvolle Eckgeometrien entstehen. Diese Details können mit speziellen Formteilen gelöst werden.

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