Arsen: Warum wir Reisprodukte nur in Maßen essen sollten - ÖKO-TEST

2022-11-15 16:50:07 By : Ms. GAGA Tan

Autor: Hannah Pompalla/Meike Rix | Kategorie: Essen und Trinken | 15.11.2022

Immer wieder kritisiert ÖKO-TEST zu viel krebserregendes Arsen in Lebensmitteln – zuletzt im Test von Reiswaffeln. Reisprodukte im Allgemeinen sind häufig mit dem giftigen Schwermetall belastet. Aber warum ist das so, und was wird getan, um die Arsengehalte möglichst gering zu halten?

Arsen reichert sich unter anderem in Muscheln, Garnelen und Fischen an. Auch Pflanzen nehmen es auf, in großen Mengen ausgerechnet die Reispflanze. In Reis und Reisprodukten wie Reiswaffeln oder Reisflocken ist Arsen nahezu immer nachweisbar. Es gibt aber erhebliche Unterschiede, wie hoch einzelne Produkte belastet sind. Das sehen wir immer wieder in unseren Tests.

Doch wie kommt dieser Stoff in die Produkte? Wie gefährlich ist die Substanz wirklich, und was kann man tun, um die Aufnahmemenge zu reduzieren? ÖKO-TEST-Redakteurin Meike Rix liefert Antworten.

Wie kommt Arsen in die Produkte hinein?

Meike Rix: Arsen ist zum einen weltweit ein Bestandteil der Erdkruste und steckt deshalb in den Böden und teilweise auch in dem Wasser, in dem der Reis wächst. Zum anderen sind manche Anbaugebiete aber auch durch menschliche Industrieanlagen wie Erz-Hütten zusätzlich damit verseucht worden.

Wie gefährlich ist Arsen wirklich?

Rix: Arsen kommt in den Lebensmitteln in organischer und in anorganischer Form vor. Organisches Arsen gilt als weniger giftig. Anorganisches Arsen kann dagegen laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) über einen längeren Zeitraum regelmäßig aufgenommen unter anderem Gefäß- und Nervenschädigungen zur Folge haben, Herzkreislauferkrankungen fördern und fruchtschädigend wirken.

Es ist als krebserregend eingestuft, ohne dass Wissenschaftler einen Schwellenwert nennen können unterhalb dessen eine krebserregende Wirkung ausgeschlossen wäre. Das klingt natürlich erst mal richtig beängstigend. Auf der anderen Seite essen aber natürlich auch viele Menschen viel Reis, ohne krank zu werden. Deshalb gibt es keine Empfehlung, komplett auf Reis zu verzichten.

Krebserregendes Arsen kritisiert ÖKO-TEST schon seit Jahren in Reiswaffeln. Sie sind als Snack für Babys und Kinder beliebt. Inzwischen gibt es zwar Grenzwerte, doch Arsen haben wir auch in diesem Test wieder in Reiswaffeln gefunden. Und das ist nur eines von fünf Problemen.

Welche Möglichkeiten haben die Hersteller, um die Arsenbelastung in ihren Produkten zu minimieren?

Rix: Absolut vermeiden können Hersteller Arsen in Reisprodukten wohl leider nicht. Sie können versuchen, Reis aus Anbaugebieten zu verarbeiten, wo möglichst wenig Arsen im Boden beziehungsweise Wasser ist.

In unserem Test von Reiswaffeln waren jedoch Produkte aus Südamerika, Europa und Asien dabei, und die Ergebnisse machen deutlich, dass es "den" Kontinent mit arsenfreiem Reis nicht gibt. Was die Hersteller außerdem noch machen können, ist Analysen in Auftrag geben, um extrem belasteten Reis gar nicht erst zu verarbeiten.

Was fordert ÖKO-TEST von Politik und Industrie?

Rix: Seit 2016 gibt es immerhin Grenzwerte für anorganisches Arsen in Reis und in Reiswaffeln. Aus unserer Sicht müssen die aber noch strenger werden, ganz besonders mit Blick auf Kinder.

Es gibt zwar einen strengeren Grenzwert für Reis, der für Lebensmittel für Kinder und Kleinkinder verwendet wird, aber der gilt absurder Weise nicht für die fertige Reiswaffel oder den fertigen Babybrei.

Außerdem sollten Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erst Testberichte lesen müssen, um zu erfahren, dass es zum Beispiel keine gute Idee ist, jeden Tag etwa Reis, Reiswaffeln oder andere Produkte aus Reis zu essen. Aus unserer Sicht wäre in jedem Fall ein verpflichtender Hinweis auf Verpackungen sinnvoll, dass Säuglinge und Kleinkinder die Produkte wegen wahrscheinlicher Arsen-Belastungen nur in Maßen essen sollten.

Das hat das BfR übrigens schon 2015 empfohlen. Denn kleine Kinder können laut den Risikobewertern mit Produkten wie Reiswaffeln selbst bei Einhaltung des strengeren Grenzwertes für anorganisches Arsen in Reis für Kleinkindprodukte hohen Belastungen mit dem Stoff im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ausgesetzt sein.

Reis ist eine beliebte Beilage zu vielen Gerichten. Doch waschen Sie den Reis ab, bevor Sie ihn kochen? Warum das sinnvoll ist.

Was kann man selbst tun, um Arsen zu meiden bzw. die Aufnahmemenge zu reduzieren?

Rix: Vor dem Hintergrund, dass Reis meistens anorganisches Arsen enthält, ist es sinnvoll, darauf zu achten, nicht ständig Reis und Produkte aus Reis zu essen. Bei Glutenunverträglichkeit sollte man besser nicht nur auf Reis als Weizenersatz setzen, sondern auch auf glutenfreie Getreidearten wie Hirse, Buchweizen oder Quinoa.

Außerdem gut zu wissen: Da Reispflanzen Arsen hauptsächlich in den Randschichten des Reiskorns anreichern, enthält geschälter Reis weniger Arsen als ungeschälter, also Vollkornreis. Auch Basmati-Reis war in unserem Test im Vergleich weniger belastet. Generell sollte man Reis vorm Kochen waschen und mit viel Wasser kochen. Dann verschwindet viel von dem Arsen beim Abgießen im Abfluss, statt mit auf den Teller zu kommen.

In diesen (und anderen) Produkten kritisiert ÖKO-TEST zu hohe Mengen an Arsen:

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